
Leg dich nicht mit der Bundespressekonferenz an!
Eine böse Pressekampagne des Berliner „Tagesspiegel“ beendete fast das Neutrino-Projekt von Holger Thorsten Schubart.
Möglicherweise hatte dabei die Börsenjournalistin Angela Wefers (Chefin der Bundespressekonferenz) ihre Finger im Spiel.
Jedes Jahr veranstaltet der Bundespressekonferenz e.V. den Bundespresseball und wirbt dafür Sponsoren ein. 2014 waren das Mercedes-Benz, British American Tobacco und Holger Thorsten Schubarts Neutrino GmbH Deutschland.
Vertrauliche Details aus dieser Geschäftsbeziehung landeten jedoch im → Tagesspiegel. Es ging um die schleppende Bezahlung der Sponsoren-Rechnung. Zitat:
Nach Recherchen des Tagesspiegels hatte Neutrino bis Freitag Nachmittag lediglich eine Anzahlung des abgemachten Sponsoring-Betrags geleistet.
Das klingt übel. Dabei hatten Wefers und Schubart ganz klar vereinbart, dass ein Großteil der Bezahlung erst lange nach dem Ball zu leisten wäre. Denn Schubart hatte die geforderte Summe nicht parat. Das gab er ganz offen zu und vereinbarte mit Wefers die Stundung.
Die drei zuständigen Redakteure vom Tagesspiegel kombinierten ihre Indiskretion mit massiver Kritik an der Neutrino-Technologie und die Katastrophe war perfekt. Förderer der Neutrino-Entwicklung sprangen ab. Obendrein brachen Schubart sicher gewähnte Einnahmen aus anderen Tätigkeiten weg. Er stand mit leeren Taschen da.
Jemand aus dem Umfeld der Bundespressekonferenz erstattete Strafanzeige wegen Betrugs. Die Polizei ermittelte und die Staatsanwaltschaft erhob Anklage. Bei ihrer Zeugenaussage in der Verhandlung verhedderte sich Wefers in heftige Widersprüche. Auf die Frage, ob sie jemals mit Schubart gesprochen hätte, um die Situation zu klären, verneinte sie.
Fazit: Freispruch vom Vorwurf des Betrugs, denn Schubart wollte bezahlen, konnte aber nicht. Es sei unglaubwürdig anzunehmen, dass sich jemand mit der einflussreichen Bundespressekonferenz anlegen wollte, sagte der Richter zu Schubart gewandt. Zitat:
Jeder kann sich ausmalen, dass die Bundespressekonferenz in der Lage ist, negative Presse gegen Sie zu lancieren und ihr Unternehmen zu zerstören.
Wahrscheinlich ist genau das passiert. Mobilisierte Wefers über ihr Bundespressekonferenz-Netzwerk Journalisten, um ihren wirtschaftlichen Forderungen Nachdruck zu verleihen?
Wie sich das für brave Journalisten gehört, fragte ich bei Angela Wefers nach, ob sie die Informationen an den Tagesspiegel weitergegeben habe. Die ausweichende Antwort: „Ihre Anfrage habe ich zuständigkeitshalber an die Geschäftsführer der Bundespresseball GmbH, Tim Szent-Iványi und Mathis Feldhoff weitergeleitet. Ich gehöre der Bundespresseball-Geschäftsführung seit Jahresbeginn 2019 nicht mehr an.“
ZDF-Korrespondent Mathis Feldhoff beruft sich auf ein Stillschweige-Abkommen und sagt ebenfalls nichts.
Angela Wefers ist Redakteurin der „Börsenzeitung“, Mitglied im Vorstand des Bundespressekonferenz e.V. und war bis Ende 2018 Geschäftsführerin der Bundespresseball GmbH. Wer diese Funktionen bekleidet, pflegt gute Kontakte in die Berliner Presselandschaft.
Rund 800 Journalisten, die über die Berliner Politik berichten, sind Mitglieder des Bundespressekonferenz e.V. Sie haben Zutritt zu den Pressekonferenzen von Regierungsmitgliedern und anderen Amtsträgern im Haus der Bundespressekonferenz.
Der Tagesspiegel-Verlag war Geschäftspartner der Bundespresseball GmbH. Für die bunte Sause im Jahr 2014, die in den Hallen des stillgelegten Tempelhofer Flughafens stattfand, produzierte er die Ballzeitung.
490 Euro kostete der Zutritt zum Bundespresseball 2014 für Freunde und Kollegen der Mitglieder. „Zu viel“, meinten einige und riefen eine Konkurrenzveranstaltung ins Leben, den Bundesmedienball. Zwei Mal fand die Ballrebellenparty statt, nach 2015 war wieder Schluss. Den Bundespresseball gibt es noch immer. Seit 2015 findet der Bundespresseball im Adlon-Hotel statt.
Es ist nicht leicht, die Veranstaltung am Laufen zu halten. Trotz der hohen Eintrittspreise. Sponsoren schaffen Abhilfe. In einem Memo schrieb Wefers 2017:
Das Einwerben von Sponsorengeldern wurde im Zug von spektakulären Verfahren um Vorteilsnahmen und -gewährung (z.B. ENBW/Claassen), die schließlich in der Wulff-Affäre gipfelten, mit den Jahren schwieriger. 2014 drohte dem Bundespresseball eine eklatante Finanzierungslücke.
Da kamen Schubart und sein Neutrino-Projekt wie gerufen. Wefers und Schubart unterzeichneten einen Sponsorenvertrag über 250.000 Euro. Das Zahlungsziel für den Großteil des Betrages wurde für 2015 festgelegt. Schubart hatte Vereinbarungen mit Geschäftspartnern in der Tasche, die ihm für die Zeit nach dem Ball hohe Einnahmen sicherten. Glaubte er.
Dann kam der verheerende Tagesspiegel-Artikel und Schubart konnte nicht mehr zahlen. Es schien, das Neutrino-Projekt sei erledigt. Erst der Nobelpreis für Physik an die Neutrino-Forscher Takaaki Kajita und Arthur B. McDonald im Herbst 2015 brachten Schubart langsam wieder auf die Beine.
Mit Mühe brachte Schubart das Neutrino-Projekt wieder zum Blühen. Mit der Ankündigung, gemeinsam mit der Autoindustrie ein strahlengetriebenes Fahrzeug entwickeln zu wollen, sorgt er nun für Aufsehen:
Illustration oben → Marjorie Monnet